Freitag, 16. Januar 2015

Ausgeübter Beruf: Mami

Ausgeübter Beruf: Mami Lohnsteuerermäßigung Kinderfreibetrag

Hallo Zusammen!

Neulich, als unser Sohnemann endlich schlief und ich es an den PC geschafft hatte, kam mein Mann zu mir ins Arbeitszimmer. Er wedelte wichtig mit Papier und hielt mir ein Formular unter meine schwer beschäftigte Blogger-Nase: „Hier, Schatz, unterschreib das mal bitte, falls ich es morgen einreichen kann“. Ich atmete aus und schrieb den Satz noch zu Ende.
Dann warf ich einen Blick auf das dicht bedruckte Papier. „Das“ war ein Antrag auf Lohnsteuerermäßigung. Aha, dachte ich, Kinderfreibetrag und so. Gute Sache, das. IST wichtig. Ich zückte den Stift, wollte unterschreiben, aber überflog das Dokument noch einmal kurz. Plötzlich blieb ich hängen, und zwar bei der Überschrift „Ehegatte“. Trotz der männlichen Form war offensichtlich ich gemeint. Das war aber gar nicht der Punkt, vielmehr haftete mein Blick am darunter stehenden Feld „Ausgeübter Beruf“. Da war ein Strich! Wisst Ihr, so ein Querstrich, der meint „fehlt“ oder „nicht vorhanden“. EIN STRICH?!? Ich konnte es nicht fassen und blickte den Lieblingsgatten an: „Was ist denn das?“ „Na ja“, gab er zurück, „was meinst Du?“ „Hier“, sagte ich und deutete auf das Feld, „soll das etwa heißen, ich hätte keinen ‚ausgeübten Beruf‘?“
Ausgeübter Beruf: Mami Lohnsteuerermäßigung Kinderfreibetrag
„Nein“, antwortete mein noch gut gelaunter Ehemann, „Du arbeitest ja momentan auch nicht.“ „Ich ARBEITE NICHT?“ Ungläubig guckte ich zu ihm hoch. „Was meinst Du denn, was ich hier den ganzen Tag mache?“ „Na ja“, sagte er, „mit dem Bloggen hast Du ja gerade erst angefangen, und ob es da überhaupt Einkünfte geben wird…“ Er zuckte mit den Schultern. „Ich weiß“, erwiderte ich leicht gereizt, „aber das meine ich ja gar nicht! Ich meine das, was ich den ganzen Tag lang tue, der Kleine, die Kinderbetreuung, wenn Du so willst, die Einkäufe, die Wäsche, das Haus, alles, was ich hier schaffe…“.
„Dann schreib halt Hausfrau hin“, lächelte er. „Hausfrau?!?“ platzte es aus mir heraus, „wieso ‚nur‘ Hausfrau? ICH BIN MAMI!!!“. Jetzt hatte ich aber die Schnauze voll. Ich griff zum Stift, strich den Strich durch und schrieb „MAMI“ daneben. In GROSS. Dann malte ich in kindlichem Trotz noch ein Herzchen über den i-Strich.

Ausgeübter Beruf: Mami Lohnsteuerermäßigung Kinderfreibetrag

Jetzt grinste mein Mann. „Das wird zumindest für Lacher morgen im Finanzamt sorgen.“ „Wie bitte?!?“ „Na ja“, witzelte er, „sollen die Dich vielleicht als Nächstes fragen: ‚Wo üben Sie denn ihren Beruf als „Mami“ aus und wie hoch ist Ihr Bruttoarbeitslohn?‘“ Danke, dachte ich, was ist denn das für eine Frage? Welcher Bruttoarbeitslohn? Ja, GENAU: WELCHER BRUTTOARBEITSLOHN???
Laut beschwerte ich mich: „Was soll das? Ich fühle mich nicht wertgeschätzt! Ich habe sehr wohl einen Beruf!! Einen sehr anstrengenden dazu. Mit Nachtschichten! Und Wochenenddiensten!!“ „Jaja“, suchte mein Mann mich zu beschwichtigen, der begriffen hatte, dass es langsam brenzlig wurde, „aber das ist hier halt nicht vorgesehen.“ „Wie, nicht vorgesehen? Das machen Millionen von Frauen!“ „Du hast halt keinen lohnsteuerpflichtigen Job!“ entgegnete er.
„Aber ich habe trotzdem einen ausgeübten Beruf!“ beharrte ich. „Aber nicht im Sinne des Einkommensteuergesetzes!“ „WARUM EIGENTLICH NICHT?!?!?!“
Den Rest der Debatte erspare ich Euch. Am Ende waren wir, glaube ich, bei „Formulare haben keine Seele“ oder so…
Ausgeübter Beruf: Mami Lohnsteuerermäßigung Kinderfreibetrag
 
Aber eins ist sicher: DAS war mal wieder so eine Sache, die mir vor meinem MamiLeben nicht passiert wäre. War aber klar: Bürokratismus schlägt Anerkennung. Viel Formular, wenig Realität. Oder vielleicht sogar zu viel Realität? Auf jeden Fall kein Stück Gleich-Berechtigung, von Wertschätzung mal ganz zu schweigen. Schlichte Ignoranz? War vielleicht noch nicht mal böse gemeint. Ist aber manchmal sogar schlimmer als offener Chauvinismus. Da hatte MAN einfach nicht drüber nachgedacht…
Und es hatte NICHTS zu bedeuten. Das wird einem jeder versichern. Jedenfalls nichts Einkommensteuer-relevantes. Und das ist ja schließlich das, was zählt. ODER??? 
***
Was meint Ihr? 
Seufz, sagt
Eure Küstenmami

2 Kommentare :

  1. Also die Reaktion von dir ist genial :D Glaub das hätte auch ich sein können.
    Es ist so schade, das man als Mama bei der Arbeitenden Bevölkerung so wenig Anerkennung bekommt. Dabei arbeitet man immer und zu jeder Zeit und das ohne Geld.
    Da sollte sich echt mal was ändern, denn auch Mama-sein ist ein Full-Time Job, der so wichtig ist. Hätte in der Situation wohl ganz genauso reagiert und wäre eine sehr lange Diskussion geworden

    Liebe Grüße
    Jessy

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    1. Hallo Jessy,

      danke für Deinen Kommentar! Zum Thema Mama-Sein als Full-Time-Job habe ich neulich Folgendes gelesen: "Arbeitszeit: 24 Uhr bis 24 Uhr." Und zur Bezahlung: "Gehalt: Das Lächeln der eigenen Kinder".

      Viele liebe Grüße

      Küstenmami

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